Film am Oberrhein – Initiative zur europäischen Zusammenarbeit am Oberrhein.
Diejenigen von euch, die in Cannes waren, auf den Independent Days in Karlsruhe oder bei dem Greenshooting Symposium, werden das Logo bereits kennen. Es gehört dem INTERREG Programm Film en Rhin Superieur / Film am Oberrhein, doch bisher fand man Online wenig konkrete Informationen zu dem Programm. Daher haben wir uns mit der Projektkoordinatorin Lisa Rummenhohl von der Region Grand Est zusammengesetzt und sie mit unseren Fragen zu dem spannenden Programm gelöchtert.
Zur Unterstützung von grenzüberschreitenden Kooperationen hat die Europäische Union das Förderprogramm INTERREG ins Leben gerufen. Mit INTERREG werden Kooperationsprojekte entlang den europäischen Grenzen finanziell unterstützt. Laut der EU ist das allgemeine Ziel von INTERREG, „dafür zu sorgen, daß nationale Grenzen kein Hindernis für eine ausgewogene Entwicklung und Integration des europäischen Raumes sind.
FVSW: Was sind die Ziele dieses Interregprogramms?
Lisa: Das Projekt „Film am Oberrhein“ hat mehrere Ziele, zum einen soll die grenzüberschreitende Kooperation zwischen Filmschaffenden, Unternehmen, Sendern und Studenten gefördert werden. Wir wollen ein grenzüberschreitendes Netzwerk anregen, damit die Filmschaffenden ihre Kollegen auf der anderen Seite der Grenze kennenlernen, Erfahrungen austauschen und gemeinsame Projekte aufbauen. Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts ist das Vorantreiben von Greenshooting und nachhaltigkeitsfördernden Maßnahmen, diesen Schwerpunkt hat vor allem die MFG eingebracht.
FVSW: Wie entstand das Programm? Woher kam die Initiative dazu?
Lisa: Entstanden ist es aus einer historischen Zusammenarbeit zwischen der ehemaligen Region Elsass, der Eurometropole Straßburg und der MFG Baden-Württemberg, die seit 2003 unter anderem gemeinsam das Rheinische Koproduktionstreffen organisiert haben, das Filmschaffende aus den angrenzenden Regionen vernetzt. Als Zeichen des gemeinsamen Willens die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auszubauen, gaben die Partner 2015 eine Studie über die Grenzen und Möglichkeiten der deutsch-französischen Koproduktion in Auftrag. Das Resultat dieser Studie war die Erkenntnis, dass neben Hindernissen wie Sprachbarriere und juristische Unterschiede (Arbeitsrecht, Steuerrecht, Vertragsrecht, etc.) vor allem ein Fakt die Zusammenarbeit hemmt: die Filmschaffenden wissen nur wenig über die Aktivitäten und Ressourcen des Nachbarlands. Man setzte sich also mit Berufsverbänden, Filmschaffenden und Unis zusammen und entwickelte einen Maßnahmenkatalog, aus dem das Interregprojekt hervorging.
Gegen die Sprachbarrieren und rechtlichen Unterschiede können wir erstmal nichts tun, das ist klar, aber wir möchten mit den Mitteln die wir haben, Plattformen für den Austausch bieten und so die Zusammenarbeit über die Grenzen hinaus fördern. Unsere große Stärke sind dabei die Projektpartner, denn mit deren Netzwerk und Institutionen können wir ein großes Spektrum der Medienschaffenden erreichen.
FVSW: Welche Partner engagieren sich in dem Programm?
Lisa: Unsere Projektpartner sind sehr bunt gemischt, es gibt assoziierte Partner und finanziell beteiligte Partner. Das Projekt wird hauptsächlich von der Region Grand Est, der MFG Baden-Württemberg und der Eurometropole Straßburg finanziert. Von Schweizer Seite beteiligen sich der Verein Balimage, die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft, sowie die Schweizerische Eidgenossenschaft.
FVSW: Was erwartest du dir von dem Projekt?
Lisa: Ich glaube es wird am Ende spannend sein, Bilanz zu ziehen und zu schauen was wir erreichen konnten und wo es an Strukturen und der Politik scheiterte. Mein Wunsch wäre es natürlich, wenn wir mit dem Projekt eine beständige Zusammenarbeit zwischen Filmschaffenden der Regionen begründen könnten.
FVSW: Das Projekt ist ja noch taufrisch – Dezember 2017 habt ihr mit der Arbeit begonnen. Was steht dieses Jahr schon auf der Agenda?
Lisa: Unser Hauptevent wird das Forum Alentours in Strasbourg sein, das ist unsere große Networkingplattform, die wir auch in Zukunft noch weiter stärken wollen. Sie bietet eine Präsentationsfläche für Filmemacher, Autoren und Produzenten um starke Partner aus dem Ausland für sein Projekt zu gewinnen oder vielleicht gemeinsame Projekte anzustoßen. In Zukunft möchten wir auch hier stärker Arbeiten von Studierenden präsentieren, sodass wir von Absolventen der regionalen Hochschulen vielleicht in Zukunft auch in der Branche mehr hören.
Ein weiterer Schwerpunkt, den hauptsächlich die MFG in unsere Agenda gebracht hat, ist das Greenshooting. Neben unserem Symposium vergangene Woche, werden wir hier dieses Jahr noch einen Greenshooting Workshop und eine Eductour anbieten – ein gemeinsamen Busausflug über die Grenze zu Dienstleistern im Bereich Greenshooting. Hier sitzen wir mit Maria Würth noch an der genauen Planung.
Und gegen Ende des Jahres möchten wir noch ein Autorentraining anbieten, welches sich hauptsächlich auf regionale Stoffe oder Themen aus dem Oberrhein konzentriert, hier arbeiten wir mit verschiedenen Berufsverbänden zusammen.
Ab 2019 können wir dann die volle Bandbreite anbieten, es wird ein gemeinsamen Ultrakurzfilmwettbewerb für Studenten geben, mehrere Eductours und ein gemeinsamen Abend auf der Berlinale.
FVSW: Ich bin ein großer Fan von praktischer Erfahrung und die Eductours finde ich da ein toller Ansatz, was wird es da noch geben?
Lisa: Im Moment bereiten wir noch eine Eductours zum Thema Special Effects und VFX vor, da wir in Strasbourg und Umgebung hier einige Dienstleister haben. Das Schwierige bei den Eductours ist allerdings, genug passende Dienstleister zu finden. Da sind wir auch immer auf Tipps von außerhalb angewiesen, da wir auch nicht jeden kennen können. Aber wir versuchen die Touren möglichst spannend und informativ zu gestalten, auch wenn sie dann eher spontan angekündigt werden.
FVSW: Ihr habt dieses Jahr auch schon eine Abendveranstaltung in Cannes abgehalten, auf welchen Festivals findet man euch noch?
Lisa: Wir haben festgestellt, das viele Leute aus der Region auf den Festivals sind, man sich aber nicht trifft oder erst gar nicht kennt. Darum kam die Idee, eine Abendveranstaltung für die Region Oberrhein ins Leben zu rufen, dieses Jahr war der Auftakt in Cannes und im Februar folgt ein Event auf der Berlinale, danach wohl wieder Cannes – die großen beiden Festivals für Europa eben.
FVSW: Möchtest du den Filmschaffenden noch etwas mitgeben?
Lisa: Der Blick über die Grenze und die Suche nach Kooperations- und Koproduktionspartnern im Nachbarland lohnt sich, es gibt viele spannende Initiativen, Dienstleister und Projekte zu entdecken! Ende des Jahres gibt es dann auch eine projekteigene Homepage.
Für aktuelle Informationen über das Projekt und Events könnt ihr uns gerne auf Facebook folgen .
5. – 7. Juli Forum Alentours in Strasbourg / Rheinisches Koproduktionstreffen
8. November Greenshooting Workshop in Mannheim (in Englisch, Anmeldung über MFG)